Fachausschuss Gewalt Das Hilfesystem braucht Hilfe

Der 2023 von der Mitgliederversammlung eingesetzte Fachausschuss hat seine Arbeit aufgenommen und bereits Eckpunkte für die Finanzierung der Frauenunterstützungsstruktur veröffentlicht. 

Frau mit Kind auf dem Arm, fotografiert durch eine Scheibe, in der sich ein Haus im Sonnenschein spiegelt
(© C. Löschau, Fotopool „Empowering Connections“)

Der Fachausschuss "Gewalt gegen Frauen beenden - Zugang für alle zu Schutz, Hilfe und Unterstützung"

Frauenhäuser an der Belastungsgrenze, weite Wege und lange Wartezeiten für Gewaltbetroffene, die Beratung suchen – das ist vielerorts in Deutschland noch immer Realität. Hinzu kommen Hürden, die bestimmten Gruppen von Frauen den Zugang zu Hilfe erschweren. Der Deutsche Frauenrat hat sich deshalb mit Beschluss der Mitgliederversammlung seit Sommer 2023 „Gewalt gegen Frauen beenden – Zugang für alle zu Schutz, Hilfe und Unterstützung!“ als Schwerpunktthema gesetzt.

Unter Leitung von Vorstandsmitglied Sylvia Haller (Zentrale Informationsstelle Autonome Frauenhäuser (ZIF)) kam der Fachausschuss Ende Oktober zum ersten Mal in der DF-Geschäftsstelle zusammen. Das achtköpfige Gremium befasst sich insbesondere mit der Ausarbeitung einer gesetzlichen Regelung zur Finanzierung der Frauenunterstützungsstruktur (Frauenhäuser und Beratungsstellen) und untersucht zudem die Beschlusslage des Frauenrats auf Lücken im Bereich Gewaltschutz und Prävention aus intersektionaler Perspektive. 

Frauenunterstützungsstruktur absichern

Bereits in der ersten Sitzung verabschiedete der Fachausschuss die „Eckpunkte des Deutschen Frauenrats zur Finanzierung der Frauenunterstützungsstruktur“ sowie eine Lobbystrategie zum Thema. Im Rahmen einer Fachausschuss-internen Expertinnenanhörung mit Prof. Dr. Daniela Schweigler und Petra Kaps konnten sich die Mitglieder nur wenige Wochen später intensiv mit den Eckpunkten des BMFSFJ für das sogenannte Gewalthilfegesetz auseinandersetzen. Das Gesetz soll die Finanzierung der Frauenunterstützungsstruktur ausbauen und absichern. Dies könnte einen Meilenstein für die Frauenbewegung in Deutschland darstellen, die für ein solches Gesetz seit Jahrzehnten kämpft. Damit es noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird, braucht das Vorhaben nun die volle Unterstützung aller gleichstellungspolitisch Aktiven in Deutschland. Mit der Planung eines fraktionsübergreifenden Frühstücks im Bundestag will der DF dafür den Startschuss geben und Abgeordnete aller Fraktionen auf das Thema einschwören. 

Jede Gewaltbetroffene, die die Kraft und den Mut aufbringt, Unterstützung zu suchen, muss diese sofort erhalten - ohne Frage nach ihrer finanziellen oder aufenthaltsrechtlichen Situation! Im Fachausschuss setzen wir uns aus intersektionaler Perspektive für ein inklusives, bedarfsgerechtes und ausreichend finanziertes Unterstützungssystem ein.
Sylvia Haller, Leiterin des Fachausschusses Gewalt und DF-Vorstandsmitglied
Portrait von Sylvia Haller
Sylvia Haller (© Heidi Scherm)

Intersektionale Perspektiven auf Gewaltschutz stärken

Der Auftrag der Mitgliederversammlung an den Fachausschuss beinhaltete auch die intersektionale Bearbeitung der Thematik. Deshalb lud der Fachausschuss weitere Expertinnen aus DF-Mitgliedsorganisationen (Martina Puschke, Weibernetz, Halide Özgur und Ayten Kilicarslan vom Sozialdienst muslimischer Frauen und Johanna Small vom Deutschen Olympischen Sportbund) zur gemeinsamen Debatte über intersektionale Perspektiven auf den Gewaltschutz ein. Die Expertinnen stellten dafür in fundierten und pointierten Inputs die besonderen Bedarfe von Alleinerziehenden (Katrin Bülthoff, VAMV), Frauen mit Behinderungen (Heike Roß-Ritterbusch, SoVD) und Migrantinnen (Ceyda Tutan, Bundesverband der Migrantinnen) dar. Diskutiert wurden zudem der Zugang zu Schutz für muslimische gewaltbetroffene Frauen und von intergeschlechtlichen, nicht-binären und trans* Personen. 

Gewaltschutz in den Medien

Das Thema Gewalt gegen Frauen ist zu einem festen Bestandteil der medialen Berichterstattung geworden. Immer öfter wird dazu auch die Expertise des Deutschen Frauenrats angefragt, für den Sylvia Haller kompetent Auskunft gibt – von der Tagesschau bis hin zur Expertin bei Deutschlands größtem True Crime Podcast Mordlust. 

Gruppenbild des Fachausschusses mit einer Teilnehmerin, die digital zugeschaltet ist
Der Fachausschuss: Ceyda Tutan, Dr. Ayse Cetinkaya, Mechthild Schramme-Haack, Dr. Sabine Müller, Angelika Weigt-Blätgen, Sylvia Haller, Ursula Braunewell, Monika Remé (v.l.n.r.)

Der Fachausschuss

Ursula BraunewellDeutscher LandFrauenverband e.V. (dlv)Mitglied
Katrin BülthoffVerband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV)Mitglied
Dr. Ayse CetinkayaDie Chirurginnen e.V.Mitglied
Sylvia HallerZentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF)Leitung
Dr. Sabine MüllerBusiness and Professional Women (BPW) Germany e.V.Mitglied
Monika ReméGeschäftsstelle Deutscher Frauenrat e.V.Koordination
Heike Roß-RitterbuschSozialverband Deutschland e.V. (SoVD)Mitglied
Mechthild Schramme-HaackSoroptimist International Deutschland e.V. (SID)Mitglied
Ceyda TutanBundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V.Mitglied
Angelika Weigt-Blätgen Evangelische Frauen in Deutschland e.V. (EFiD)Expertin