Internationales Alleinerziehende im Fokus der 68. Frauenrechtskommission
11.03.2024 bis 22.03.2024
Mitte März kam die internationale gleichstellungspolitische Community zu ihrem jährlichen Treffen auf der New Yorker Frauenrechtskommission (FRK) zusammen. Der Deutsche Frauenrat war als Teil der deutschen Regierungsdelegation auch vor Ort. Zentrale Themen der hochkarätigen UN-Konferenz waren die Bekämpfung von Frauenarmut und die geschlechtergerechte Stärkung von Institutionen und Finanzpolitik.

Wenn Vertreter*innen von UN-Mitgliedstaaten und Zivilgesellschaft aus aller Welt zur UN-Frauenrechtskommission (FRK) nach New York reisen, verwandelt sich der Hauptsitz der Vereinten Nationen für zwei Wochen in einen riesigen gleichstellungspolitischen Think Tank. Zur 68. Sitzung der FRK reiste der Deutsche Frauenrat als Teil der deutschen Regierungsdelegation an. Die Kommission gilt als das wichtigste Gremium der Vereinten Nationen zu Fragen der Gleichstellung. Die diesjährige Sitzung vom 11. bis zum 22. März stand im Zeichen des weltweiten Kampfs gegen Armut durch die Förderung von Gleichstellung sowie der geschlechtergerechten Stärkung von Institutionen und Finanzpolitik.
Alleinerziehende spüren Krisen deutlich
Gemeinsam mit der Bundesregierung richtete der DF das Side Event Die Armutsfalle von Alleinerziehenden durchbrechen // Breaking the Single Parent Poverty Trap aus. Auf der Veranstaltung problematisierten die Panellistinnen, dass alleinerziehende Frauen weltweit einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind. Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Krisen seien Alleinerziehende auf gute sozialpolitische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie gezielte Unterstützung angewiesen. Ferner wurden auf dem Side Event die Armutsrisiken von Alleinerziehenden beleuchtet, insbesondere von alleinerziehenden Müttern. Auch positive Beispiele für die Armutsbekämpfung aus einer intersektionalen Perspektive wurden genannt.
Wer in Gleichstellung investiert, bekämpft Armut wirksam
DF-Vorstandsmitglied Susanne Maier eröffnete das Side-Event mit einem Grußwort. Darin hob sie hervor, dass die soziale Situation alleinerziehender Mütter ein zentraler Indikator für Geschlechtergerechtigkeit sei.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus betonte in ihrer Eröffnungsrede die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes zur Bekämpfung von Armut und zur Förderung der Geschlechtergleichstellung. Dabei unterstrich sie die Bedeutung, Frauen in all ihrer Vielfalt anzuhören, da einige privilegiert seien, während andere mehrfach diskriminiert und benachteiligt würden.
Im Anschluss an Bundesfrauenministerin Paus machte die Ministerin für Sozialpolitik aus Estland, Signe Riisalo, in ihrer Rede auf die sozioökonomische Situation von Alleinerziehenden in Estland aufmerksam, die sich durch die Covid-Pandemie und Inflation verschärft habe. Ihre Regierung reagierte u.a. mit einer Erhöhung der staatlichen Transfers und versuchte, mehr Verantwortungsübernahme von Vätern zu erreichen.
Aus wissenschaftlicher Perspektive zeigte Prof. Janet C. Gornick von der City University New York auf, dass weltweit die meisten Alleinerziehenden einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt seien. Sie betonte die Notwendigkeit guter Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gezielter finanzieller Unterstützung für Alleinerziehende.
Lydia Opiyo, Gründerin und CEO der „Passion to Share Foundation“ aus Kenia, verdeutlichte die Herausforderungen, mit denen junge Alleinerziehende in Kibera, einem verarmten Stadtteil im Südwesten von Nairobi, konfrontiert sind. Diese Herausforderungen umfassten u.a. fehlende Kinderbetreuung, begrenzte (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten und das Risiko sexueller Gewalt. Außerdem wurde die Stigmatisierung von Alleinerziehenden angesprochen.
Daran anknüpfend hob Daniela Jaspers, Vorsitzende des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter, die hohe Armutsgefährdung von Alleinerziehenden in Deutschland hervor und plädierte für ein neues politisches Leitbild, das sowohl Erwerbstätigkeit als auch Sorgearbeit gleichermaßen berücksichtigt.
Zum Abschluss zeigte Cecilia Mena Carrera, Expertin für Geschlechterfragen und Aktivistin aus Ecuador, die Überschneidung von Gewaltbetroffenheit und Alleinerziehendenstatus in Ecuador auf. Sie betonte die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen, um betroffene Frauen und ihre Kinder ökonomisch abzusichern und somit der Armut zu entkommen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Monika Remé, Referentin im Deutschen Frauenrat für Internationales.
Fahrplan für den Kampf gegen Frauenarmut
Nach ihrer zweiwöchigen Sitzung veröffentlichte die 68. FRK ihr Abschlussdokument mit Maßnahmen zum Kampf gegen Frauenarmut.
Die drei zentralen Maßnahmen, die auch Deutschland noch immer umsetzen muss, lauten:
- Sorgearbeit aufwerten und umverteilen und ihren Beitrag zur Wirtschaftsleistung ausweisen
- Frauen mit Behinderung in Entscheidungen, Ausgestaltung und Umsetzung von Maßnahmen zur Armutsbekämpfung einbinden
- Geschlechtergerechte Haushaltsführung
Die UN-Frauenrechtskommission hat sich 2024 erneut darauf verständigt, dass wir mehr gezielte Investitionen in die Gleichstellung brauchen. Das muss auch für Deutschland gelten!
